Wenn Silvia Steiner und co. fleissig den erfolgreichen Start des hochdiskutierten Fernunterrichts rühmen, kann ich mich nur fragen, wie kommen die auf solche Ideen?
Die Realität, die ich täglich im virtuellen Klassenzimmer erlebe, hat mit Erfolg nichts zu tun, es fühlt sich eher an wie ein nie-endendes Brandlöschen!

Als IF-Sekundarlehrerin (integrierte Förderlehrperson) betreue ich jene Jugendlichen auf der Oberstufe, denen es aus unterschiedlichsten Gründen auch unter «normalen» Bedingungen schwerfällt, dem Schulunterricht zu folgen. Jugendliche, welche zum Beispiel auf Grund von Konzentrationsschwächen oder sprachlichen Hürden ohne Unterstützung kaum dem normalen Unterrichtstempo standhalten könnten. Nun ist es natürlich keine Überraschung, dass genau diese Jugendliche (und das sind keinesfalls wenige!) keine Chance haben, mit der Digitalwelle, die gerade komplett unvorbereitet über sie schwappt, noch den Überblick zu behalten. Ich finde mich in einer Position wieder, in der ich mich entscheiden muss, ob ich mein Arbeitspensum unbezahlt verdreifache und damit den Hauch einer Chance auf Anschluss für die Jugendlichen schaffe –oder eben nicht. Genau so geht es aber auch meinen Kolleg*innen, welche zudem, nebenbei noch irgendwie ihre eigenen Kinder betreuen sollen.

Am härtesten trifft es zurzeit aber jene Kinder, deren Eltern im Care-Bereich tätig sind und die Betreuung ihrer Kinder nicht mal übernehmen könnten, wenn sie wollten. Es sind die Jugendlichen von Pfleger*innen, Reinigungspersonal, Betreuer*innen usw. die komplett auf sich alleingestellt zu Hause sind, denn auf der Oberstufe wurde ja auf das Angebot einer Notfallbetreuung verzichtet. Es ist keine Überraschung, erste Jugendliche sind abgetaucht und nicht mehr erreichbar, schwer depressiv von der Einsamkeit und haben den Anschluss zu Klasse und Schulstoff komplett aus den Augen verloren. Das Schlimmste: es war absehbar…